Da ist er wieder!
Zögernd und fast Schüchtern steigt der Frühnebel aus dem satten Grün der noch schlafenden Wiesen und versucht sich in den Baumkronen vor den ersten Sonnenstrahlen zu verstecken. Weiter nördlich treibt das Meer seine Schaumkronen in aufsteigenden Wogen an den Strand. Noch sehr verhalten und ruhig schiebt der Angestellte der städtischen Stadtreinigung den Partyrestmüll zur Seite und erblickt den noch feuchten Sand der in wenigen Stunden glühend unter tausend eingeölten Körpern von Touristen verschwinden wird. Er ist wieder da. Der Sommer. Und mit Ihm die modischen Entgleisungen einer Gesellschaft, die sich über Regen genauso gern beschwert wie über Dauersonne. Wer hat eigentlich den Tanga erfunden? An sich ja keine unschöne Sache, wenn man als Verkäufer entscheiden könnte wer einen tragen darf und wer nicht. Und in Verbindung mit den gerade bei Frauen so beliebten aber völlig unpraktischen Hüfthosen, entwickelt das Teil ein unkontrollierbares Eigenleben. Freunde und vor allem Frauen des schlechten Geschmacks, es ist weder sexy noch frech wenn sich der String seinen Weg über die ausgeprägten Hüftlappen bahnt, während die Hose in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist und so das Auge des unfreiwilligen Betrachters in natürliche Suizidgefahr gebracht wird. Aber auch bei den solariumgebräunten Strandboys mit Pergamenthaut und der Ichkannvorkraftkaumkacken-Gedächnissfrisur gibt es wilde modische Experimente. Warum man einen schneeweißen Winterpullover am Strand tragen muss kann ich zwar nicht verstehen aber noch akzeptieren. Aber was ist cool daran vergilbte Tennissocken mit schwarzen Schwitzflecken zu tragen? Nun bin ich ja kein Modeexperte und kann meine empfindlichen Augen hinter einen dunklen Sonnenbrille verstecken. Nur leider hilft diese praktische Erfindung nicht bei verbalen Attacken. Die klassischen Dialoge zwischen Frauen und Männern zum Beispiel wenn es darum geht sich ins erfrischende Nass zu stürzen. Sie jammert irgendwas von zu kalt während er ständig auf sie einbrüllt das sich das geben würde wenn man erst mal drin ist und sie solle sich nicht so anstellen, die Leute gucken schon. Oft taucht dann auch noch ein Strandrüpel auf, der die Dame der Schöpfung bösartig nass spritzt. Spätestens dann ist es mit der Ruhe vorbei. Dem nun folgenden Gekreische kann man nur entkommen, wenn einem zufällig der Ball vom benachbarten Beachvolleyballfeld mit 120 km/h an den Kopf prallt. Sommer und leckeres Eis gehören zusammen wie Bildzeitung und gebastelte Sensationen. Erst versucht man uns das Eisessen durch sogenannte Teuroverbrechen auszureden und als das nicht ganz funktioniert hat, gräbt man wieder die alte Salmonellengeschichte aus. Da werden Experten heimlich zum Eisitaliener um die Ecke geschickt und dann das dort erworbene Eis in amtlich versiegelte spezial weltraumgeprüfte Superbehälter gefüllt, um es anschließend in Megalabors untersuchen zu lassen. Und was kommt raus? Genau! Eisessen ist schlimmer als rauchen und S-Bahn-Surfen zusammen. Wer Eis auf der Strasse kauft und es dann auch noch verzehrt, kann sich auch gleich als lebender Minensucher bewerben. Es ist erstaunlich das wir überhaupt noch leben, wenn man sich die Lebensmittelskandale der letzten Zeit anschaut. Ich jedenfalls lese solche Schlagzeilen mit einem schmunzeln auf den Lippen und genieße dazu ein leckeres Eis vom Schlachter meines Vertrauens.

In diesem Sinne sende ich 42 positivgewogene Torfgrüße in
Eure Richtung

jp

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